Strukturwandel des europäischen Stadtsystems
Das „Structural Change of the European City System“-Projekt (SCECS) beschäftigt sich mit dem Thema der ökonomischen Globalisierung und dem System der deutschen Stadt als Teil der europäischen Stadtsystem. Ausgehend von der Theorie der Wachstumspole wird der Analyseansatz um die Sichtweise der Systemtheorie erweitert, die sich auf die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über deterministisch-chaotische Systeme stützt. Diese theoretische Erweiterung wurde vorgenommen, weil Netzwerke und Verflechtungen die Intensität und die Ausbreitung von Wachstumsprozessen determinieren und internationales Wachstum bedingen. Regressionsanalysen zeigt, dass Strukturwandel sich in Konzentrationsmustern ausdrückt, wie sie in der Standorttheorie beschrieben werden. Somit sind Standortvorteile Parameter, die sich im internationalen Wettbewerb der Städte realisieren.
Aus diesem Grund wurde der SCECS-Indikatoren-Katalog entwickelt. Er umfasst im Rahmen der aufgestellten Hypothesen eine Fülle an Indikatoren bezüglich städtischer Funktionen, z.B. in den Bereichen Öffentlichkeit, Wirtschaft und Innovation. Dabei wird insbesondere ein Augenmerk auf die internationale Ausrichtung und den Austausch in Netzwerken gelegt. Außerdem wurde die internationale Integration von ortsansässigen Firmen, die ja als Motor der ökonomischen Entwicklung gelten können, berücksichtigt. Das SCECS-Modell betont nachdrücklich die Rolle der Städte als Geburtsstätten der Innovationen, die im Zeitalter der Globalisierung zunehmend den internationalen Wettbewerb bestimmen.
Deshalb werden neue Indikatoren entwickelt, die nicht nur die klassischen Vorteile von Agglomerationsräumen (z.B. Infrastruktur), sondern auch ihre Innovationsfunktionen beschreiben können. Dadurch entsteht ein neues Verständnis, das die Stadt z.B. auch als Bildungsraum begreift: Entwicklungs- und Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen in Wirtschaftsbereichen mit hoher Entwicklungs- und Forschungsintensität haben eine hohe Aussagekraft. Die Indikatoren zu den „öffentlichen Funktionen“ beziehen sich auf die Fähigkeit der Städte, öffentliche Waren und Dienstleistungen anbieten zu können und leisten einen Beitrag, die lokale Handlungsfähigkeit zu bewerten (lokale Finanzen). Neben der lokalen Kooperationsbereitschaft spielt auch der Grad der Resistenz gegen strukturelle Wandlungen eine wichtige Rolle in der Bewertung eines Agglomerationsraums. Indikatoren zur Beurteilung dieses Bereichs sind unter dem Schlagwort „administrative Funktionen“ zusammengefasst.